Warhammer 40,000: Space Marine II

Der Imperator schickt seinen Champion – und er liefert, fast immer.

Genre: Third-Person-Shooter, Hack-and-Slash
Plattformen: PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S
Entwickler: Saber Interactive
Release: 9. September 2024
Artikel veröffentlicht: 22.12.2024

Wenn Captain Titus in Space Marine II mit seinem Kettenschwert durch die Tyraniden pflügt, fühle ich mich wie ein Avatar des Imperators. Brachial, unaufhaltsam, göttlich – jedenfalls für einen Moment. Denn so stark die Action ist, so imposant die Massenschlachten und so laut die Bolter dröhnen, Space Marine II hat auch seine Schwächen. Es ist ein Spektakel mit kleinen Macken – wuchtig, aber nicht perfekt.

Cover

Gameplay: Der Bolter knallt, das Kettenschwert singt – aber manchmal wiederholt sich die Melodie

Mechaniken und Steuerung

Das Herzstück von Space Marine II ist die perfekte Balance aus Fern- und Nahkampf. Mein Bolter feuert donnernde Salven, die Gegner zerreißen, während mein Kettenschwert im Nahkampf Knochen splittert und Tyraniden in zwei Hälften teilt. Jede Bewegung fühlt sich mächtig an. Die neue Righteous-Fury-Mechanik hebt das Spielgefühl auf ein neues Level. Wenn ich in diesen Berserker-Modus schalte, explodiert das Schlachtfeld um mich herum – ein Rausch, der pure Warhammer-DNA ist. Gepaart mit dem Jump Pack, das mir erlaubt, in die Höhe zu schießen und mit einem Knall in die Gegnerhorden zurückzustürzen, sorgt das für beeindruckende Momente. Die Steuerung ist butterweich, und die Übergänge zwischen Nah- und Fernkampf gelingen nahtlos. Das Gameplay vermittelt die brutale Eleganz eines Space Marines – keine Deckung, keine Angst, nur der Wille, alles niederzumachen, was sich mir in den Weg stellt.

Wiederholungen im Gameplay

Aber: Nach einigen Stunden fällt auf, dass sich die Kämpfe wiederholen. Die Formel „Schießen, Metzeln, Weiterziehen“ bleibt über die gesamte Kampagne hinweg fast unverändert. Bosskämpfe setzen zwar Highlights, aber sie sind rar gesät. Hier hätte ich mir mehr Abwechslung oder überraschende Mechaniken gewünscht, um die Spannung über die volle Spielzeit hinweg zu halten.

Spielablauf und Missionen

Die zwölfstündige Kampagne führt mich durch beeindruckende Schauplätze: gotische Ruinen, düstere Raumschiffe und die grotesken Brutstätten der Tyraniden. Jeder Level sieht fantastisch aus, doch das Missionsdesign ist streng linear. Mir fehlen alternative Wege oder taktische Entscheidungen, die mehr Tiefe ins Gameplay bringen könnten. Ein echtes Highlight ist jedoch der Koop-Modus. Zu dritt mit Freunden die Kampagne zu spielen, macht nicht nur mehr Spaß, sondern bringt auch taktische Elemente ins Spiel. Während ich vorne die Tyraniden aufhalte, decken meine Mitspieler mich aus der Ferne oder flankieren. Solo fehlt diese Dynamik – hier wirkt das Spiel manchmal weniger spannend, da die Zusammenarbeit mit KI-Begleitern nicht dieselbe Tiefe bietet.

Gameplay Screenshot

Grafik und Design: Gotische Pracht trifft Alien-Albtraum

Das Warhammer-40k-Universum hat selten so gut ausgesehen. Die Unreal Engine 5 bringt die düsteren, gotischen Städte, die gigantischen Maschinen des Imperiums und die groteske Schönheit der Tyraniden in beeindruckendem Detailreichtum auf den Bildschirm. Besonders die Massenschlachten sind ein Spektakel: Dank der Swarm Engine bewegen sich hunderte Tyraniden gleichzeitig über das Schlachtfeld, wie eine lebende, tödliche Welle. Wenn ich auf einer Anhöhe stehe und sehe, wie die Horden auf mich zurasen, läuft mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken. Auch die Space-Marine-Rüstungen sind eine Augenweide: Jede Schraube, jede Kerbe ist sichtbar. Doch nicht alles ist perfekt: Die Animationen in Dialogen wirken manchmal steif, und in dunklen Szenen gibt es gelegentlich Beleuchtungsprobleme, die die Atmosphäre kurz stören.

Gameplay Screenshot

Sound und Musik: Bombastisch, wie es sein muss

Der Soundtrack ist episch, genau wie ein Warhammer-Spiel es braucht. Die Musik passt sich dynamisch dem Geschehen an, wechselt von bedrohlichen, ruhigen Klängen zu donnernden Chören, wenn die Action eskaliert. Die Soundeffekte sind ein Highlight: Der Bolter klingt, als würde er Planeten zerreißen, das Kettenschwert zersägt Gegner mit einem markerschütternden Kreischen, und die Tyraniden fauchen, schreien und wimmern so, dass ich mich ständig umdrehe. Die deutsche Synchronisation ist solide, aber die englische Version bringt die Figuren besser zur Geltung. Besonders Captain Titus‘ Stimme vermittelt die Gravitas eines Space Marines – entschlossen, mächtig und voller Pflichtgefühl.

Gameplay Screenshot

Story und Charaktere: Epische Pflicht, aber wenig Überraschung

Die Story setzt direkt an den ersten Teil an: Captain Titus, jetzt ein Primaris Space Marine, kehrt zurück, um die Tyraniden-Invasion aufzuhalten. Es ist eine klassische Warhammer-Erzählung – atmosphärisch, düster und voller Pflichtbewusstsein, aber ohne große Überraschungen. Titus selbst hat mehr Tiefe als im ersten Teil. Durch Rückblenden und Dialoge bekomme ich Einblicke in seine inneren Konflikte, doch es fehlt der letzte Funken, der ihn zu einem ikonischen Charakter machen könnte. Auch die Nebenfiguren sind solide, aber niemand sticht wirklich heraus.

Gameplay Screenshot

Fazit: Der Imperator ist zufrieden, aber er hat Ansprüche

Warhammer 40,000: Space Marine II ist ein beeindruckendes Action-Spektakel, das das Warhammer-Universum mit wuchtigen Kämpfen und bombastischer Inszenierung auf die Bildschirme bringt. Die Kombination aus Fern- und Nahkampf funktioniert hervorragend, und die Massenschlachten gegen die Tyraniden sind eine wahre Augenweide. Doch es gibt auch Schwächen: Das Missionsdesign ist zu linear, die Kämpfe wiederholen sich, und die Story bleibt vorhersehbar. Besonders im Solo-Modus fühlt sich das Spiel in manchen Momenten weniger dynamisch an als im Koop. Am Ende ist Space Marine II ein Spiel, das mich trotz seiner Makel begeistert. Es bringt das Warhammer-Universum eindrucksvoll zum Leben, auch wenn es noch Raum für Verbesserungen gibt.

Stärken

Schwächen

Wertung

Space Marine II ist ein bombastisches Action-Erlebnis, das Fans begeistert, aber auch Schwächen zeigt.

★★★★☆