"The First Descendant" will mich sofort beeindrucken: Unreal Engine 5, spektakuläre Effekte, fette Bosskämpfe. "Hier, schau mal, wie cool ich bin!" ruft das Spiel und klopft sich selbst auf die Schulter. Und ich schaue. Ich kämpfe. Ich loote. Und frage mich nach ein paar Stunden: "War’s das schon?" Ein Loot-Shooter muss mehr als hübsch aussehen, um mich bei der Stange zu halten – kann Nexons Sci-Fi-Spektakel das liefern?

Gameplay: Von Enterhaken und Ernüchterung
Mechaniken und Steuerung
„Enterhaken! Cool!“, dachte ich. Und ja, die Steuerung in The First Descendant fühlt sich flott an. Ich schwinge mich durch die Level wie ein futuristischer Spider-Man und denke mir: „Okay, das rockt!“ Aber dann zieht mir das Spiel den Teppich unter den Füßen weg – im wahrsten Sinne. Die Animationen sehen aus, als hätten die Entwickler einen Takt zu spät geklatscht. Mein cooler Held wirkt manchmal so steif, dass selbst ein Standard-NPC in Dark Souls Mitleid hätte.
Spielablauf
Missionen? Ja, die gibt's. Gegnerwellen abballern, Punkte halten, einen Mini-Boss mit der Präzision eines Kranführers zerlegen – und das war's. Schon nach der dritten Mission spüre ich diese innere Stimme, die sagt: „Das kennst du doch schon!“ Und die Stimme hat recht. Das Missionsdesign wirkt wie aus dem Baukasten, nur hat jemand die interessanten Bausteine im Lager vergessen.
Fortschritt und Belohnung
Dann halt Loot! Loot motiviert immer, oder? Nicht hier. Klar, das Spiel spuckt mir Waffen und Ausrüstung entgegen wie ein missgelaunter Geldautomat. Doch das meiste fühlt sich an wie Spielzeug aus dem Discounter: hübsch verpackt, aber wenig Substanz. Waffen klingen gleich, sehen gleich aus, und irgendwann sammle ich nur noch, weil ich es eben kann – nicht, weil ich will.
Schwierigkeit und Balance
Hier wird’s frustig. Im Koop wird es richtig spaßig, wenn ich mit Kumpels riesige Bosse umlege und wir uns wie die coolste Einsatztruppe des Universums fühlen. Allein hingegen? Eine Mischung aus Sadismus und Ungleichgewicht. Einige Missionen werfen mir so viel Blei entgegen, dass ich mich frage, ob ich aus Versehen das Tutorial übersprungen habe.
Wiederspielwert und Abwechslung
Es gibt verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten, ja. Aber wenn das Drumherum gleich bleibt, bleibt es eben gleich. Die Missionen fühlen sich an wie ein Tag im Büro: gleiche Aufgaben, gleiche Gegner, gleiche Langeweile. Nur dass mein Chef diesmal eine unrealistisch große Alien-Bestie ist.
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Grafik und Design: Schöner Schein mit Sand im Getriebe
Technische Umsetzung
Unreal Engine 5! Große Worte, große Erwartungen. Und ja, The First Descendant sieht stellenweise echt beeindruckend aus. Ich stehe da, starre auf imposante Ruinen, glitzernde Lichteffekte und sage mir: „Nicht schlecht, Nexon, nicht schlecht.“ Nur, um im nächsten Moment eine Textur zu sehen, die aussieht, als hätte jemand vergessen, das Grafikmenü zu öffnen. Frame-Einbrüche? Gibt’s gratis dazu. Das Spiel wirkt wie ein Luxusauto, das auf der Autobahn bei 150 km/h plötzlich die Seitenspiegel verliert.
Künstlerischer Stil
Das Design? Schön futuristisch, aber genauso kreativ wie ein Toastbrot. Charaktere sehen schick aus, aber es fehlt das Besondere. Wenn mir morgen jemand die gleichen Rüstungen in Warframe oder Destiny zeigt, würde ich den Unterschied kaum merken. Statt „Wow!“ zu sagen, nicke ich bloß höflich und mache weiter.
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Sound und Musik: Da war doch was … oder?
Die Musik erfüllt ihren Zweck: sie ist da. Das Problem? Sie macht nichts. Die Kämpfe sind dramatisch, doch die Soundkulisse klingt, als hätte jemand einfach eine „epische Actionmusik“-Playlist bei YouTube angemacht. Die Waffen donnern und knallen zwar, aber alles wirkt steril und austauschbar. Und die Sprecher? Sie klingen, als ob sie im Studio aus Versehen auf die Snooze-Taste gedrückt haben.
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Story und Charaktere: Vergessen, bevor der Abspann läuft
Story
Aliens bedrohen die Menschheit – das klingt spannend, oder? Leider nicht. The First Descendant serviert mir eine Geschichte, die so vorhersehbar ist, dass ich an einigen Stellen dachte: „Habe ich das nicht schon in zehn anderen Spielen gesehen?“ Lange Dialoge, pseudo-wissenschaftliches Blabla – als wollte man mich mit Worten erschlagen, um die gähnende Leere im Plot zu überdecken.
Charaktere
„Ich bin der Nachfahre der Retter!“ rufe ich, während mein Charakter ins nächste Gefecht rennt. Doch wenn der Held austauschbarer ist als ein Standard-Loot-Item, macht das wenig Spaß. Die Charaktere haben Hintergrundgeschichten – irgendwo im Menü, wenn ich Lust habe, mich durch Textwände zu wühlen. Tiefe? Fehlanzeige.
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Multiplayer/Online-Funktionen: Gemeinsam stark, allein verloren
Koop-Erfahrung
Im Koop läuft The First Descendant zur Höchstform auf. Die Koloss-Kämpfe sind spektakulär, und mit Freunden fühle ich mich wie ein echtes Action-Team. Ein Spieler lenkt den Boss ab, der andere feuert aus sicherer Entfernung – das ist cool, das macht Spaß! Aber wehe, ihr wollt das Solo angehen. Dann werdet ihr schnell merken, dass der Bosskampf mehr von eurer Geduld als eurem Skill abverlangt.
Wettbewerbsmodi
PvP? Fehlanzeige. Wer hier auf spannende Duelle gehofft hat, der darf wieder umdrehen. Der Fokus liegt komplett auf Koop.
Stabilität und Netzwerkfunktionen
Die Server laufen, aber nicht immer rund. Verbindungsabbrüche sind selten, aber sie kommen vor – meistens genau dann, wenn der Boss nur noch einen Lebenspunkt hat. Crossplay ist immerhin ein netter Bonus und funktioniert größtenteils zuverlässig.
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Fazit: Licht, Schatten und viel verschenktes Potenzial
Stärken
- Grafik, die stellenweise wirklich beeindruckt
- Koop-Kämpfe gegen die Bosse machen Laune
- Enterhaken bringt frischen Wind ins Gameplay
Schwächen
- Repetitives Missionsdesign und dröge Story
- Performance-Probleme trotz Unreal Engine 5
- Charaktere und Loot sind so austauschbar wie ein graues T-Shirt
Wertung
The First Descendant sieht gut aus, spielt sich solide und macht im Koop sogar Spaß. Aber unter der hübschen Oberfläche bleibt zu viel auf der Strecke: Eine seichte Story, uninspiriertes Design und schwaches Balancing verhindern den großen Wurf.